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Zu Besuch in der EAE-Schule Wünsdorf

Das bunte Plakat vom Begegnungstag

Am 27. Juni gab es überraschenden Besuch in der Schule der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Wünsdorf: Die Bürgermeisterin Wiebke Şahin-Schwarzweller kam vorbei, um sich mit eigenen Augen ein Bild vom Unterricht in den Klassen zu machen.

Die EAE-Schule ist insofern etwas Besonderes, als die geflüchteten Kinder nicht auf die umliegenden Schulen verteilt wurden, sondern direkt auf dem Gelände der EAE in eigenen Räumlichkeiten von Lehrern der nahegelegenen Comenius-Schule unterrichtet werden. Das hat zwei ganz praktische Gründe: Zum einen sind die Grundschulen ohnehin schon an ihren Kapazitätsgrenzen, was die Schülerzahlen betrifft. Zum anderen wollte man ganz gezielt keine Unruhe in die Klassen bringen, wenn die Mitschüler plötzlich wieder weg sind. Denn: Die EAE ist kein dauerhafter Bleibeort für die Geflüchteten, sondern nur eine Zwischenstation,  in der die Familien maximal für ein halbes Jahr bleiben können.

Begegnungen, die verbinden
Bügermeisterin Wiebke Şahin-Schwarzweller stattete allen Klassen einen Besuch ab und hatte sichtlich Spaß daran, sich mit den Schülerinnen und Schülern im Alter von sechs bis acht Jahren, die hier vorrangig Deutsch lernen, zu unterhalten und sie von sich erzählen zu lassen. Besonders angetan hatte es ihr ein Bild, das die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Kindern der Wünsdorfer Grundschule angefertigt hatten. Der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, Träger der EAE, hatte gemeinsam mit dem Schulsozialarbeiter der Grundschule einen Begegnungstag organisiert. Eine sechste Klasse der Grundschule Wünsdorf hatte Mitte Juni die Kinder in der EAE besucht und begleitet, von Mitarbeitern des DRK, gemeinsam gespielt, in der EAE-Mensa zu Mittag gegessen und anschließend draußen bei Fußball und Tischtennis Energie abgelassen. Zur Belohnung gab’s für alle ein Eis. Im Rahmen dieser Schülerbegegnung entstand das tolle Plakat mit den Handabdrücken der Kinder.

Wie wird in der EAE-Schule gelehrt und gelernt?
Die Schülerinnen und Schüler lernen in sechs Gruppen. In der Sprachgruppe wird in den ersten drei Monaten nach Ankunft wöchentlich 20 Stunden die deutsche Sprache unterrichtet. In den fünf weiteren Vorbereitungsgruppen erlernen die Schülerinnen und Schüler weiterhin intensiv Deutsch, werden aber auch in einigen anderen Fächern unterrichtet und auf den deutschen Schulalltag vorbereitet.

Aktuell lernen 60 Schülerinnen und Schüler in der EAE-Schule, weitere sechs werden neu hinzukommen. Es stehen 185 Lehrerwochenstunden zur Verfügung, was 7,5 Lehrern entspricht. Derzeit sind aber nur 6,5 Lehrer in der Einrichtung beschäftigt, denn eine Lehrerstelle konnte bisher nicht besetzt werden.

In der VG1 lernen nur die Kinder der Klassenstufe 1. Sie werden annähernd nach dem Rahmenlehrplan der 1. Klasse in den Fächern Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Kunst und Sport unterrichtet.

In zwei weiteren Vorbereitsgruppen lernen Schüler der Klassenstufen 2 bis 6, diese sind jahrgangsstufenübergreifend aufgeteilt. Die Kleineren erhalten Unterricht in Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Gesellschaftswissenschaften, Kunst und Sport. Die Größeren ebenfalls in Deutsch, Mathematik, Gesellschaftswissenschaften, Kunst und Sport, dazu kommen noch Naturwissenschaften und WAT.

Die beiden verbleibenden Vorbereitungsgruppen sind für die Oberschüler der Klassenstufen 7 bis 9. Diese werden in den gleichen Fächern wie die größeren Grundschüler, jedoch nach einem angepassten Rahmenlehrplan der Sekundarstufe I, unterrichtet. Da sich die Schülerzahlen fast täglich verändern, ändert sich zumindest wöchentlich die Aufteilung der Schüler und damit die Zusammensetzung der Lerngruppen.

Kunst statt Krieg
Doch es wird nicht nur gepaukt: Auch der künstlerische und kreative Ausdruck wird gefördert. Die meisten der Kinder haben in ihren Herkunftsländern und während ihrer Flucht Traumatisches erfahren. Die Kunst ist eine Möglichkeit, das Erlebte und Erlittene zu verarbeiten und in etwas Schönes zu verwandeln. Manchmal haben die Werke auch einen ganz praktischen Nutzen; so werden zum Beispiel von den älteren Kindern auch Lernspiele für die Vorbereitungsgruppen gefertigt.

Deutsche Sprachkenntnisse sind Hauptziel
Die Bürgermeisterin war begeistert vom Konzept der Schule und auch vom Lernstand der Kinder: „Dass ein Kind, welches erst vor ein paar Wochen nach Deutschland gekommen ist, bereits so gut Deutsch spricht, ist ein kleines Wunder. Der Erwerb der deutschen Sprachkenntnisse ist die Voraussetzung für eine gute Chance auf Integration und Erfolg im weiteren Leben“, so Wiebke Şahin-Schwarzweller. Ob genügend Zeit bleibt, um neben der Sprache auch die Kultur und Werte des Landes zu erlernen, das liegt nicht in der Macht der Lehrer und Schüler. „Wir möchten den Geflüchteten die Zeit hier im Rahmen unserer Möglichkeiten deshalb so schön wie möglich machen“, sagt Bettina Nathusius, Ehrenamts- und Netzwerkkoordinatorin bei der DRK Flüchtlingshilfe. Niemand weiß, was danach auf sie zukommt.

 

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