Stadt setzt erste Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt um
Am 3. März 2022 hat die SVV der Stadt Zossen mehrheitlich einen Beschluss zur Schaffung besserer Voraussetzungen zur Biodiversität, Maßnahmen gegen das Insektensterben und für mehr Artenvielfalt gefasst. Das soll vor allem Flächen in der Öffentlichkeit betreffen, aber auch auf Bereiche im privaten Raum soll möglichst Einfluss genommen werden. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt den bisherigen Umgang mit ihren Grünflächen grundlegend überdacht.
„Die Stadt mäht ja gar nichts mehr!“ bis zu: „Weshalb mäht die Stadt so viel?“ – Die Meinungen über den Umgang mit Grünflächen gehen weit auseinander. Wer derzeit mit offenen Augen durch die Stadt geht, dem fallen oft Unterschiede bei der Pflege der Grünflächen und des Straßenbegleitgrüns auf. An einigen Stellen wächst es hüfthoch, andernorts ist das Gras kurz geschoren, zum Beispiel auf den Spielplätzen, um die Kinder vor Zecken zu schützen. Auf manchen Flächen sieht man beides nebeneinander: Gemähte Grünfläche und hohe Grasbereiche. Dies hat vor allem mit einem Wandel der Sichtweisen und des ökologischen Anspruchs zu tun. Manch ein Einwohner oder Besucher der Stadt Zossen ist daher vielleicht irritiert.
Über Jahre wurde das öffentliche Grün radikal gemäht. Bis zu sechs Mähvorgänge im Jahr ergaben im Sommer häufig verbrannte, ökologisch tote Flächen. Hecken und Sträucher wurden mehrfach geschnitten. Artenreiche Flächen mit natürlicher Vegetation und Blüheffekten waren nicht oder nur in „vergessenen“ Randbereichen zu finden. Wildkräuter wurden als unerwünschtes Unkraut verteufelt.
Wenn man nur einige Mähvorgänge auslässt, wird dem aufmerksamen Beobachter auffallen, dass solche Flächen sofort intensiv von Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten als besondere ökologische Nische besiedelt werden. Aktuell läuft dazu ein Versuch, der auf obengenannten Beschluss der Stadtverordneten aus dem März zurückgeht und als ein erster Schritt gesehen werden kann.
Auf Flächen mit geringem Nutzungsdruck soll zur Förderung der biologischen Vielfalt der Natur mehr Platz eingeräumt werden. Vorerst soll das durch die Reduzierung der Mähvorgänge geschehen. Später sind gezielte Unterstützungssaaten mit mehrjährigen Wild- und Kulturkräutern geplant. So soll ferner geprüft werden, wie sich die tatsächliche Akzeptanz in der Bevölkerung darstellt. (vorstellbar wäre hierzu auch eine Umfrage)
Repräsentative Flächen (z.B. Bahnhofsvorplatz, Stadtpark und andere) sowie stark frequentierte Grünflächen mit hohem Nutzungsdruck werden natürlich wie gewohnt bearbeitet. Auch Feste oder Veranstaltungen werden dabei berücksichtigt. Zusätzlich wurden im Frühjahr auf dem Zossener Marktplatz in den Flächen unter den Ahornbäumen, zwischen den Parkplätzen, sogenannte bienenfreundliche Blühstreifen initialisiert. In den nächsten Tagen werden diese mit entsprechenden Hinweisschildern kenntlich gemacht: „Hier blüht ein kleines Paradies für Biene und Mensch!“.
Ferner wurden durch die Stadt Zossen im letzten Jahr in der Ortslage Kallinchen die sogenannten Wierachteiche erworben. Um dieses besonders geschützte und einzigartige Biotop zusätzlich aufzuwerten, wurden im Rahmen des Ökoprojektes der Holz-AG der Oberschule Wünsdorf unter Anleitung von Tischlermeister Willi Voss von den Schülern Nistkästen für Schellente und Waldkauz angefertigt. Diese sind mittlerweile auch fertiggestellt und werden in den nächsten Tagen sinnvoll entlang der einsamen Gewässerfläche verteilt.
Die Stadt Zossen wird - wie im Beschluss der SVV gewünscht - in regelmäßigen Abständen über weitere Maßnahmen und Ergebnisse informieren.