Holocaust-Gedenken am 27. Januar in Zossen
Anlässlich des Holocaustgedenktags am 27. Januar ertönten am Mittwoch um 10 Uhr wieder in mehreren Ortsteilen der Stadt Zossen die Sirenen in Anlehnung an das erstmals in Israel eingeführte akustische Shoah-Mahnzeichen. Es soll an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch Soldaten der Roten Armee erinnern. In Zossen waren die Sirenen aus diesem Anlass erstmals an diesem Tag im Jahr 2009 zu hören.
Parallel dazu legte Bürgermeisterin Wiebke Schwarzweller nach uraltem jüdischem Brauch Kieselsteine auf die Stolpersteine in Zossens Stadtmitte. Der Brauch stammt aus der Zeit, in der Juden auf der Flucht aus Ägypten durch die Wüste zogen. Dort habe es keine Blumen und auch keine schönen Grabsteine gegeben. Wenn jemand gestorben war, brachten die Angehörigen zur Bestattung kleine Steine mit und schichteten sie auf dem Grab auf. Sie markierten das Grab, damit Besucher es später finden konnten.
Zwar seien Stolpersteine keine Grabstätten, wohl aber öffentliche Orte der Erinnerung an die Toten, erklärt die Bürgermeisterin. „Wir sollten immer daran denken: Wer seine Geschichte vergisst, hat keine Zukunft. Wir müssen daher gemeinsam alles tun, damit kein Mensch jemals wieder vor Antisemitismus und Rassismus Angst haben muss – nicht in unserer Stadt, nicht in unserem Land. Damit uns nachfolgende Generationen nicht fragen müssen: Warum habt ihr damals nichts getan . . .?“
Hintergrund:
- Im Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, heißt es unter anderem: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Diesen Spruch hat sich der Künstler Gunter Demnig vor Jahren zu Herzen genommen und die Verlegung von sogenannten Stolpersteinen initiiert – zur sichtbaren Erinnerung an die letzten Wohnorte der Opfer des Nationalsozialismus. Sieben davon auch in Zossen. Unter anderem im Jahr 2008 für die jüdische Familie Alex, Charlotte, Felix Bernhard und Gerda Falk. Die Falks wurden im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Dessen Befreiung vor nunmehr 76 Jahren durch Soldaten der Roten Armee wird am 27. Januar landesweit mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen begangen.
- Weitere solcher Stolpersteine befinden sich in der Berliner Straße 11 für das Ehepaar Lesser und Martha Weinberg, das 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde und dort ums Leben kam. Ihr Sohn Herbert wurde 1943 im KZ Auschwitz ermordet.
In der Stubenrauchstraße 4 war im Jahr 2012 ein solcher Stolperstein für Werner Paul Robert Dalen gelegt worden. Er lebte und arbeitete 17 Jahre in Zossen, bevor er nach Berlin zog. Von dort wurde er ins Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo er 1942 ums Leben kam. - Inzwischen liegen solche Stolpersteine in fast 1300 Kommunen Deutschlands und in mehr als zwanzig Ländern Europas. Mit diesen im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Pressemitteilung vom 27. Januar 2021, 11.45 Uhr